Vor den Toren Athens sonnen sich die Saronischen Inselschwestern in der Ägäis. Zwischen Ägina und Hýdra gibt es viel zu entdecken – für alle, die authentisches Griechenlandflair suchen und auf lange Sandstrände verzichten können.
VON ELKE HOMBURG
Kahl und felsgrau brütet Hýdra in der Sonne, wenn man sich mit der Fähre nähert – auf den ersten Blick eine schroffe, unnahbare Insel. Doch dann kommt Hýdra-Stadt mit stolzen Kapitänshäusern und einem quirligen Hafen in Sicht, wo Segeljachten, Fischerboote und Wassertaxis schaukeln. Am Kai warten Esel auf Kundschaft und in den zahlreichen Cafés mischen sich Einheimische, Segler und Urlauber. Schnell ist man dem Charme der Insel verfallen. Sophia Loren wurde zur 1957 zur PR-Managerin Hýdras, als sie hier »Der Knabe auf dem Delphin« drehte. Der Film-Diva folgten zahlreiche Künstler. So strandete 1961 ein unbekannter Sänger und Poet namens Leonhard Cohen auf Hýdra, der zehn Jahre lang blieb und hier Balladen komponierte, die Musikgeschichte schrieben. »Eigentlich hat sich seitdem gar nicht so viel verändert«, beteuert die zweite Bürgermeisterin Loukia Loulou. Ihr Schreibtisch steht im eleganten Stadtmuseum direkt am Hafen. Und ein Museum ist eigentlich die ganze Insel – wenn auch ein sehr lebendiges. Keine Autos, keine Motorräder, nicht einmal Fahrräder stören die Ruhe. Das hat man vor Jahrzehnten so beschlossen. Hýdra erobert man zu Fuß, mit dem Esel oder vom Meer aus mit dem Taxiboot. Tabu sind auch Satellitenschüsseln oder Plastikmobiliar, Klimaanlagen müssen versteckt werden, gebaut wird nur im traditionellen Stil mit Türen und Fenstern aus Holz. Das sichert Hýdra ein Alleinstellungsmerkmal unter den griechischen Inseln. Hýdra ist aber auch bekannt als Partyinsel, wo Athens schicke junge Szene gern am Wochenende chillt. »Wirtschaftskrise? Davon spüren wir hier nichts«, beteuert Loukia Loulou selbstbewusst. »Im Gegenteil: Die jungen Leute blieben früher nach dem Studium in Athen, jetzt kommen sie zurück – hier gibt es viel zu tun.«Auch Spétses, Póros und Ägina, die Nachbarinseln im Saronischen Golf, geizen nicht mit ihren Reizen. Jede Inselschwester hat ihren eigenen Charakter und weil sie allesamt überschaubar sind, sind die Saronischen Inseln ein perfektes Ziel für Inselhopper.
Ägina
Kirchen, Säulen und Pistazien
Hoch über der Küste thronen zwischen schattigen Pinien die marmorweißen Säulen des Heiligtums der Fruchtbarkeitsgöttin Aphaia, einer der schönsten Tempel der griechischen Antike. Von hier reicht der Blick weit über die blaue Ägäis bis zum Hafen von Piräus – ein magischer Platz. Nicht weit davon liegen das alte Kloster Ágios Nektários mit einer monumentalen Wallfahrtskirche und die alte Hauptstadt Paleochóra, wo die Überreste von einst mehr als 300 byzantinischen Kirchen zum Kulturspaziergang locken. Ägina liegt der Küste Attikas am nächsten und ist ein beliebtes Wochenendziel der Athener. Der internationale Tourismus spielt auf der Insel, die mehr Kulturhighlights als die Nachbarinseln zusammen bietet, noch eine Nebenrolle. Im Badeort Agía Marína zeugen leer stehende Läden und Tavernen von der Wirtschaftskrise. Immer gut besucht dagegen sind die Restaurants, Cafés und Bars in der quirligen Inselhauptstadt Ägina-Stadt. Ein kleines Schmuckstück: der Fischerort Pérdika mit seinen zahlreichen Fischtavernen – Ausgangspunkt für die Fahrt zur unbewohn unbewohnten Insel Moní mit Sandstrand und kristallklarem Wasser. Ein Verkaufsschlager wie eh und je und das schönste Inselsouvenir: Ägina-Pistazien, von denen Feinschmecker schwärmen.